Schömbergs Bürgermeister Gerhard Vogel sucht neue Herausforderungen – Fraktionschefs bedauern den Abtritt
Blickt neuen Aufgaben entgegen: Den Chefsessel im Schömberger Rathaus will Bürgermeister Gerhard Vogel im kommenden Jahr an einen Nachfolger abgeben. Foto: PZ-Archiv
SCHÖMBERG. Zunächst herrschte Sprachlosigkeit im
Schömberger Ratssaal: Mit seiner Ankündigung, bei der
Bürgermeisterwahl nicht mehr anzutreten, hat Rathauschef Gerhard
Vogel nicht nur den Gemeinderat überrascht.
Der erste
Teil seiner Erklärung hatte noch einem Lobgesang auf Verwaltung,
Gemeinderat und auf die Schömberger Vorzüge geglichen. Doch
dann das: „Trotz befriedigender Arbeit erwische ich mich öfters
dabei, dass manches zur Gewohnheit wird“, erklärte Vogel.
Er habe immer versucht, dem Alltagstrott zu widerstehen, sei sich
aber bewusst, dass er ihn irgendwann einholen werde.
Insbesondere
dann, wenn sich eine weitere Amtszeit anschließe und sich die
Gesamt-Amtszeit dem Vierteljahrhundert nähere. „Das möchte
ich unserer Gemeinde und mir nicht antun. Deshalb habe ich mich
entschlossen, mich nicht mehr um eine dritte Amtszeit zu bewerben“,
kündigte Vogel an (PZ hat berichtet). Er habe sich die
Entscheidung nicht leicht gemacht. Nach 16 Jahren tue es der Gemeinde
jedoch gut, wenn sie neue Impulse erhalte und sich erfolgreich weiter
entwickeln könne. „Auch mir tut es gut, wenn ich in einem
anderen Betätigungsfeld eine neue Herausforderung erfahre“,
sagte der 53-Jährige, der gestern für eine weitere
Stellungnahme nicht zu erreichen war.
Seine Entscheidung
ändere nichts daran, dass er in Dankbarkeit zurückblicke
und sich weiter bis zum letzten Arbeitstag engagieren werde. Gerhard
Vogel räumt den Chefsessel in einer Zeit des Umbruchs. Den
Haushalt unter schwierigen finanziellen Bedingungen auf gesunde Füße
zu stellen, bleibt Herausforderung Nummer eins. Nachdem das
Strategiekonzept für den Tourismus vorliegt, kommen auch hier
neue Weichenstellungen auf Schömberg zu.
Aus Vogels
Sicht ist der Zeitpunkt seines Abtritts nicht der schlechteste: „Die
gute Zusammenarbeit mit Gemeinderat und Ortschaftsräten hat
Früchte getragen. Nach schweren Jahren der Finanzkrise ist die
Gemeinde für die Zukunft gerüstet.“
Alle Fraktionsvorsitzenden bedauerten die Entscheidung des
Verwaltungschefs. „Wir haben 16 Jahre einen ausgezeichneten
Bürgermeister gehabt. Der Schritt ist sehr schade, aber er ist
auch menschlich“, sagte gestern CDU-Fraktionschef Manfred Raab.
Nun müsse man sich überparteilich Gedanken machen, wie man
einen guten Nachfolger finde.
Suche nach
Kandidaten
Ähnlich sieht dies der SPD-Fraktionschef:
„Wir werden sicher unsere Fühler ausstrecken“, sagte
Helmut Sperth. Die Zusammenarbeit mit Vogel bezeichnete er als sehr
kooperativ. Daher bedauere er dessen Schritt. „Auf der anderen
Seite bringen neue Leute neue Impulse und das ist auch nicht ganz
verkehrt.“ Sperth und Raab betonten, dass die Gemeinde bis zur
Wahl im Februar 2007 nicht in Stillstand verfallen werde.
Projekte
wie das Tourismuskonzept oder die Zukunft des Wellenbads sollten
weiter vorangetrieben werden. Trotz mancher Widrigkeiten habe Vogel
die Gemeinde nach vorne gebracht, sagte der Fraktionschef der
Unabhängigen Wählervereinigung, Bernhard Blaich. „Sein
Nachfolger tritt ein gutes Erbe an und da muss er gewisse Qualitäten
mitbringen“, so Blaich. Seine Fraktion wolle jedoch nicht auf
Kandidatensuche gehen.
Über weitere Gründe Vogels wollten die
Fraktionsvorsitzenden nicht spekulieren. Auch dessen Flirt mit dem
Chefsessel im Ellwanger Rathaus wäre für einige kein Makel
für die Wahl in Schömberg gewesen. „Da ist nichts
Negatives dran“, so Raab, „es gehört dazu, dass man
zu einem beruflichen Weiterkommen nicht Nein sagt.“
Bei
der Oberbürgermeister-Wahl in der Großen Kreisstadt hatte
es für den CDU-Kandidat Vogel im Mai 2003 nicht zum Sieg
gereicht. Zwar hatte er danach erklärt, sich nicht mehr
beruflich umorientieren zu wollen. Nun hat er sich doch anders
entschieden.
Pforzheimer Zeitung: 28.09.2006